WIe Im Himmel Ein Film aus Schweden, von Kay Pollack, um genau zu sein. Es geht um den Star-Dirigenten Daniel Dareus, der auf einer stressigen Tournee einen Herzinfarkt erleidet und daraufhin beschließt, sich eine Auszeit zu gönnen und ein Häuschen in dem kleinen, abgeschiedenen schwedischen Dörfchen zu kaufen, welches er seit seiner Kindheit nicht mehr besucht hat. Hinter der sauberen Fassade des kleinen Städtchens trieft es nur so vor Bigotterie und allerhand gravierenden zwischenmenschlichen Konflikten. Ex-Star-Dirigent Daniel Dareus nimmt eine Stelle als Kantor in der dörflichen Kirche an. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, mit dem örtlichen Kirchenchor (u.a. bestehend aus Hausfrauen, Rentnern und einem Debilen) zu üben. Er schließt die Dörfler ins Herz und die Dörfler ihn. Im Filmverlauf treten immer mehr Probleme der einzelnen Dorfbewohner/Chormitglieder zum Vorschein, und die idyllische Dorf-Fassade wird immer weiter demontiert: Der Dorfpriester leidet unter einen krankhaften Doppelmoral, ein weibliches Chormitglied wird von ihrem Mann misshandelt und das ganze Dorf schaut wortlos zu, eine andere Frau ist schwer verunsichert und stürzt sich von einer Affäre in die nächste, die Konservativen wettern gegen Daniel und seine unorthodoxen Methoden den Chor zu führen, etc.
Es ist ganz interessant, diesen Film aus der Perspektive des schüchternen Protagonisten Daniel zu sehen und mit ihm zusammen im Verlauf der Handlung immer tiefer hinter die Fassaden des Dorfes zu blicken und die einzelnen Bewohner Stück für Stück näher kennen zu lernen. Die Story wird sehr ökonomisch und pointiert, dennoch emotional stark erzählt, was allerdings manchmal den Eindruck einer Nummernrevue erweckt; sehr auffällig: der Reihe nach muss jede der Figuren im Filmverlauf einmal weinen und von ihren Buhbuhs erzählen. Und WIE IM HIMMEL legt stellenweise eine alberne Naivität an den Tag: JEDES Problem kann man schwuppdiwupp durch die bloße spirituelle Kraft der Musik lösen - zack, so schnell kann‘s gehen. Ebenfalls der religiöse Subtext und die christliche Symbolik in diesem Werk sind schwer verdaulich.
Dennoch: Der Film hat zweifellos seine starken, kraftvollen Momente und erzählt geschickt von bewegenden Einzelschicksalen. Die Darsteller dieses Ensemblefilms sind zudem bis in die kleinste Nebenrolle exzellent (besonders Frida Hallgren als Lena und Michael Nyqvist als Daniel, sowie natürlich ganz besonders Helen Sjöholm als Gabrielle). Insgesamt also ein gut erzählter Film mit interessanter Handlung und clever ausgeschriebenen Figuren. Besonders hervorzuheben ist die Schlussszene, in der der ewig suchende und sich deplatziert fühlende Daniel endlich Frieden mit sich und der Welt schließt.
Filmisch wird hier allerhand geboten. Besonders die Eröffnung, wo innerhalb von wenigen Einstellungen der Weg des Daniel vom kleinen Außenseiter-Kind zum verunsicherten Star-Dirigenten kompakt und schlüssig bebildert wird, ist meisterlich. Auch ansonsten versteht es Kay Pollak, eine superbe Bildersprache zu kommunizieren.
Summa Summarum ein empfehlenswerter Film - auch wenn manchmal etwas dick aufgetragen wird und die filmische Botschaft recht naiv ausfällt.
Malen Oder Lieben Alberner Titel, aber ein sehr sehenswerter Film der französischen Gebrüder Larrieu. Im Mittelpunkt der Handlung steht das in die Jahre gekommene Ehepaar William und Madeleine. William ist Frührentner und weiß mit seiner Zeit nichts anzufangen. Die Tochter ist längst ausgezogen, den Beruf hat er an den Nagel gehängt... Das Ehepaar kauft sich ein rustikales Haus oben in den Pyrenäen (oder waren es die französischen Alpen - who knows), in dem es dank Gartenarbeit und anderer Aktivitäten etwas Ablenkung vom Nichtstun gibt. Die Eheleute befreunden sich mit dem Ehepaar Adam und Eve, die ebenfalls ein Häuschen oben in den Bergen haben. Adam ist blind, vermag es aber, anderen Leuten die Augen zu öffnen. Bald kommt es zu sexuellen Spannungen zwischen den beiden Ehepaaren und letztendlich zum Partnertausch in einer heißen Nacht. Am nächsten Morgen sind William und Madeleine geschockt über das eigene Verhalten und ihre Kleinbürgermoral bricht über ihnen zusammen. Sie beschließen, Adam und Eve nie wieder zu sehen. Aber aus dem Vorsatz wird nichts. Sie können es ohne das befreundete Ehepaar nicht lange aushalten, und so kommt es zum Wiedersehen. William und Madeleine sind von den Beiden so besessen, dass sie sogar gemeinsam mit ihnen auf eine kolonial-französische Pazifik-Insel ziehen wollen (weiß nicht mehr, welche).
Sehr feinfühlig erzählt MALEN ODER LIEBEN eine Geschichte des Neuanfangs im Alter, der Selbstfindung/Selbstverwirklichung, des Findens von neuen Lebensinhalten und dem Ausbruch aus typischen Verhaltensmustern. So trivial die Handlung sich auch anhören mag - der Film ist nahezu makellos. Es geht nicht so sehr darum, was hier erzählt wird, sondern darum *wie* es erzählt wird. Und der Film erzählt sehr subtil, widmet sich liebevoll seinen Charakteren, hat ein feines Gespür für Atmosphäre, versteht sich auf ausdrucksstarken Kinobildern und hat einen Sinn für ordentliche Dialoge.
Besonders hervorzuheben ist sicherlich die Szene, in der in der schwarzen Nacht im unbeleuchteten Gebirge die Kinoleinwand mehrere Minuten schwarz bleibt und man nur die Protagonisten über Stock und Stein stolpern hört. Sehr schön, wie der Zuschauer die Blindheit der Figuren zu spüren bekommt.
Die Darsteller sind allesamt toll und tragen viel zum Gelingen des Films bei. Ebenso die phantastisch komponierten, oftmals in Natural Light gehaltenen Bilder. Die Gebrüder Larrieu haben eine erfrischende Art, Filme zu inszenieren: Distanziert, aber nicht zu verkopft; magisch, aber nicht zu emotional; locker leicht, aber nicht zu platt. Auf jeden Fall sehr französisch alles.
Diese toll bebilderte Charakterstudie ist zweifelsohne der beste Film, den ich in den letzten Wochen im Kino gesehen habe. Das Problem ist nur: Es fällt schwer, ihn in Worten zu beschreiben. Man muss den Film schon selbst erlebt haben, um zu verstehen. Und ich mag diese meine Zeilen zum Film nicht sonderlich, aber egal.
Hard Candy Nicht überall wo Kunstfilm draufsteht, ist auch Kunstfilm drin! Eine 14-jährige verabredet sich im Online Chat mit einem Pädophilen. Sie trefen sich in einem Cafe. Sie verführt ihn. Sie gehen zu ihm nach Hause. Sie betäubt ihn, fesselt ihn an einen Stuhl. Und als er wieder aufwacht, offenbart sie ihm, dass sie nicht die lüsterne Lolita ist, für die er sie gehalten hat, sondern dass sie ein Racheengel ist. Sie weiß, sagt sie ihm, was er für schlimme Sachen mit minderjährigen Mädchen gemacht hat. Er werde nun dafür büßen.
Es folgt ein 90-minütiges psychologisches Duell zwischen den Beiden, in deren Verlauf er von ihr immer stärker dominiert wird. Irgendwann kastriert sie ihn auch noch, beraubt ihn seiner Männlichkeit, setzt ihn Psychoterror aus, outet ihn vor der Welt und treibt ihn letztendlich in den Tod.
Es spricht ja nichts dagegen, solch sensiblen Themen in einem Film zu verarbeitet, aber doch nicht so wie hier zum Selbstzweck, als Publikumsschocker in einer drittklassigen Thriller-Geschichte eines möchtegern-kontroversen Films.
Also bitte, solch brisante Themen wie Pädophilie und Selbstjustiz werden hier auf so alberne und groteske Weise behandelt, dass ich mich noch nicht einmal darüber aufregen kann oder moralische Bedenken verspüre. Gäääähn! (dabei rege ich mich ansonsten immer über Rachefilme auf ("Punisher", "Man on Fire" - aber nicht über HARD CANDY, denn dieser lächerliche, möchtegern-schockierende Schund ist doch nicht ernst zu nehmen). Es ist mir schon klar, was der Film erreichen will: Der Zuschauer soll selbst in einen Gewissenskonflikt gebracht werden
- auf der einen Seite haben wir eine verrückte, kriminelle Göre, die brutal Rache übt und dabei scheinbar auch noch große Lust empfindet
- auf der anderen Seite haben wir einen Pädophilen, der von dieser Göre halt brutalst dominiert wird.
Ein Film, der bewusst auf Identifikationsfiguren verzichtet, damit der Zuschauer nur schwer Partei ergreifen kann und sich anstatt dessen moralische Fragen stellt a la "Ist es korrekt einen Menschen so zu behandeln, auch wenn er Kinderschänder ist?" oder " Finde ich das Verhalten es Mädchens vielleicht toll und richtig?" oder "Empfinde ich womöglich Mitleid mit dem bösen Mann?", etc. Also will der FIlm schocken, den Zuschauer in eine moralische Zwickmühle werfen und in letzter Konsequenz Kontroversen lostreten. Das funktioniert aber nicht, da HARD CANDY einfach grottenschlecht ist, weil er filmisch und erzählerisch nunmal nicht viel zu bieten hat. So ein Film vermag es nicht, mich zu involvieren und irgendetwas in mir auszulösen oder mich zu irgendwelchen moralischen Diskussionen/Reflektionen zu animieren. Der Film ging mir dafür einfach zu sehr am Allerwertesten vorbei:?Erstmal ist das Ganze zu berechnend (möchtegern-schockierend, möchtegern-kontrovers) und ich fand es unsäglich plump, einfach zwei kriminelle und böse, aber total gegensätzliche Menschen aufeinander treffen zu lassen und sie das tun lassen was sie da tun - und sich einzubilden, so würde man irgendwelche Kontroversen loslösen oder den Zuschauer schocken - bitte: wie platt ist das denn? Erschwerend kommt hinzu, dass die Dialoge zwischen den Beiden furchtber unnatürlich sowie papieren klangen und zudem inhaltlich furchtbar banal und abgedroschen waren - ein eher maues psychologisches "Rededuell" der Beiden da. Kein Pfiff , keine Kreativität und keine Spannungen in den Worten, sondern das übliche psychologische BlaBla nach Schema F. Dann fand ich die beiden Figuren langweilig charakterisiert. Da hätte viel mehr rüberkommen müssen!!! Und die Story? Oh please, langweilig, künstlich in die Länge gezogen (wie er da geschlagene zwanzig Minuten auf dem Tisch liegt bevor sie ihn endlich kastriert) und voller Logikschwächen. Was die Optik angeht, fand ich sie richtig scheisse und monoton. Da packt der Regisseur oder Kameramann völlig Nichtssagendes in betont gekünstelte Shots. Prätentiös ist das, hat mit vernünftiger Bildersprache aber nichts zu tun.
Bei uns gab es Dauergelächter im Kino ob der unfreiwilligen Komik, Absurdität, Konstruiertheit und der auffällig wohlfeil geratenen Telekolleg-psychologischen Dialoge. Der Film ist so was von dämlich, irrelevant und zudem öde bebildert, dass es der Sau graust.??Besonders lächerlich finde ich, dass der Film sich keiner Geschmacklosigkeit zu schade ist, nur um das Publikum zu schocken und kontrovers diskutiert zu werden. Ja, der Film schmeißt mit heiklen Themen nur so um sich. Aber nicht, weil ihm diese Themen am Herzen liegen würden, sondern nur um Stunk zu machen. Der Film *will* schocken; er *will* ambivalent/kontrovers diskutiert werden.
Aber, oh bitte: Den Zuschauer schocken? Kontroversen loslösen? Wie denn - mit dieser unplausiblen und zweitklassig erzählten Heia Popeia-Geschichte mit ihren unzulänglich ausgeschriebenen Figuren und diesen unfreiwillig komischen Einlagen überall? Dass ich nicht lache!! Selten so einen beknackten Unsinn im Kino gesehen.Aber Ellen Page war sensationell, einfach sensationell! Ellen Page gehört die Zukunft!! Somit hat sich der Kinobesuch für mich also ein stückweit gelohnt. ;-) Bin schon auf MOUTH TO MOUTH gespannt; da soll Page ja noch besser sein als hier. Und die Toronto Sun Schreibt zu Recht: Ellen Page is going to be a superstar! Ja, die 19-jährige Ellen Page ist eine brillante Darstellerin. Merkt euch meine Worte: Sie wird ganz, ganz groß in der Filmwelt!!!