scarlett_fan123 Filmtagebuch

Ich werde hier Tagebuch führen über die von mir gesehenen Filme. Die Einträge werden frei nach Schnauze erfolgen: mal lapidar und kurz, mal emotional und ausführlich. scarlett_fan123 lautet mein Pseudonym, weil ich halt Fan von Scarlett Johansson bin, der bedeutendsten Künstlerin unserer Zeit. Viel Spaß

Saturday, July 08, 2006

"The Da Vinci Code" und "Slither"

Habe mich in diesen Film reinschleppen lassen; von mir aus hätte ich ihn mir nicht angesehen. Dennoch habe ich versucht, ihm eine faire Chance zu geben und ihn nicht von Anfang an schlecht zu finden, nur weil Ron Howard Regie führt. Aber leider fand ich den Film einfach nur albern. Albern.

Albern nicht mal unbedingt deshalb, weil der Film mir erzählen will, dass ein tödlich angeschossener Kurator sich kriechend durch den Louvre schleppt und an verschiedenen Stellen codierte Botschaften hinterlässt. Albern auch nicht mal deshalb, weil ein Wissenschaftler des Mordes an diesem Kurator bezichtigt wird und sich deshalb auf die Flucht begibt, obgleich er zum Tatzeitpunkt einen Vortrag vor hunderten Menschen gehalten hat und somit ein wasserdichtes Alibi hat. Auch nicht der Umstand, dass der Bankdirektor unsinnigerweise die Polizei alarmiert und Hanks und Tautou in den Wald fährt, anstatt sie unauffällig im Safe Room seiner Bank mit Maßnahmen zu versehen - wäre doch viel einfacher, als sie erst in den Wald zu fahren, nicht wahr? Ebenfalls die Tatsache, dass man - für den Zuschauer absolut langweilig - in epischer Länge rumrätselt, wie man eine Schatulle mit Buchstabenschloss öffnen kann, anstatt das verdammte Ding einfach vorsichtig auseinander zu bauen. Oder die Frage, warum Ian McKellen so einen Aufwand betreibt (Butler, eigenen Tod vortäuschen, dann wieder aufzutauchen a la „Guck mal, ich bin doch nicht tot“, etc.) - seine Ziele hätte er auch auf einfacherem Weg erreichen können. In diesem Film passiert viel, was unsinnig ist und nur deshalb stattfindet, um dem Zuschauer eine komplexe Thrillerhandlung vorzugaukeln und ihm zig unsinnige Plottwists und Wendungen zu zeigen.Was sofort auffällt: Der Film ist viiiel zu lang und erzählt seine (im Kern simple) Geschichte in zu vielen uninteressanten Details und einfach mit zu viel Circumstance. Im Buch mag das ja alles spannend sein, aber ein Film sollte schon die Quintessenz aus der Geschichte ziehen und filmisch anständig umsetzen, anstatt so eine lächerliche „Malen nach Zahlen“-Erzählweise an den Tag zu legen. Aber gut, das alles fand ich noch nicht sooo albern.

Eher albern fand ich Sätze wie “Du bist Nachfahrin von Maria Magdalena” - selten so gelacht - vor allem weil der Unsinn im Film mit solch Ernsthaftigkeit aufgesagt wird, dass es der Sau graust. Noch alberner fand ich die ganze Konstruiertheit - zum Beispiel als Ian McKellen im Angesicht großer Gefahr völlig überraschend und aus dem Hut gezaubert folgenden Spruch aufsagen darf: “Zufällig steht mir ein Flugzeug zur Verfügung, mit dem wir fliehen können.” Muahaha. Ich “liebe” es, wenn ein Drehbuch sich ganz selbstgefällig vorher nicht eingeführte Dinge aus dem Hut zaubert, weil es der filmischen Handlung gerade dienlich ist. Noch alberner fand ich die ganze Storyline: Mein Gott, man muss sich nur mal auf der Zunge zergehen lassen, was dieser Film im Verlauf seiner Handlung im Detail zeigt, damit man vor Lachen zu Boden fällt. Es ist einfach grotesk und hanebüchen. Ja, ich weiß, es ist nur ein modernes Schatzfinder-Märchen, aber trotzdem...

Wirklich albern fand ich aber, dass der Film eine paranoide Kirchenverschwörungstheorie runterleiert, die man schon vor 5 Jahren in n-tv-Dokus bewundern durfte. Dabei nimmt der Film sich auch noch sooo ernst, bierernst, todernst, und erzählt seine paranoide Geschichte ohne auch nur den Hauch von Selbstironie oder Humor - ganz so, als würde er nicht eine Verschwörungstheorie, sondern der Weisheit letzen Schluss verkünden. Zu allem Überfluss besitzt dieser Film eine unsägliche Oberlehrermentalität und versucht, den Zuschauer zu *belehren*. Mit plakativem Geschwätz in epischer Länge wird der Zuschauer zugetextet mit Dingen, die er eh schon weiß. Bin ich blöd, dass mir alles zweimal im Detail erklärt werden muss??! Dabei ist die Story auch noch völlig unökonomisch erzählt: Erst nach neunzig Minuten wird erklärt, was der Heilige Gral ist. Ab und zu hält Ian McKellen einen Vortrag (bitte: Film soll in BILDERN erzählen, anstatt mit plakativem Geschwätz zu nerven), dann kommt wieder mal eine platt bebilderte historische Rückblende, die *nur* das zeigt, was der Geschichte gerade dienlich ist (ehrlich: diese mit plakativem Geseier aus dem Off unterlegten Rückblendeszenen grenzen ja schon an Deppenkino). Ein unmenschlich plump aufgezogener Film.

Apropos Zeit: Man merkt, wie Ron Howard und sein Drehbuchautor möglichst viel aus der Buchvorlage in den Film quetschen wollten. Warum um Himmels Willen? Die Funktion des Mediums Film ist es doch nicht, möglichst viel aus einer literarischen Vorlage möglichst originalgetreu umzusetzen, sondern die Quintessenz aus einer Buchvorlage zu ziehen und das Hauptthema filmisch ansprechend umzusetzen. Aber dieser Film hakt brav Handlungspunkte ab wie beim Malen nach Zahlen, anstatt mal einige unsinnige Plottwists und für einen Film (der seine Anliegen anders kommuniziert als ein Buch) völlig überflüssige Handlungspunkte zu streichen, mal was umzuschreiben, zu kompensieren, whatever. Dieses platte Abhaken der Handlung resultiert natürlich in einer Oberflächlichkeit der filmischen Handlung. Nirgendwo werden Akzente gesetzt, nichts wird vertieft, die Figuren werden nicht facettenreich dargestellt. Alles wird nur oberflächlich abgehandelt und überhastet wird von einem Handlungspunkt zum nächsten gerannt - zweieinhalb Stunden lang; ja, diese groteske filmische Schnitzeljagd ist albern, einfach albern. Und je mehr Handlungspunkte man in einen Film reinquetschen will, je gehetzter ein Film aufgezogen ist, desto alberner wird er freilich. Was da teilweise gezeigt und vor allem gesprochen wird, ist einfach unfreiwillig komisch. Mit erhobenem Zeigefinger wird eine Kirchenverschwörungstheorie aufgesagt, dann gibt es eine blödsinnige Fluchtszene, dann wird wieder oberflächliches Geschwätz aufgesagt, etc. - einfach grotesk. Dabei ist die Thrillerhandlung völliger Käse und die vom Film oberlehrerhaft, redundant erklärend und bierernst vermittelte Thematik des Heiligen Grals nicht anspruchsvolles Kino, sondern höchst prätentiöses Gewäsch.
Witzig fand ich auch die blödsinnigen Rückblenden: Klein Tom Hanks fällt in den Brunnen -> ach, deshalb hat er jetzt Angst vor geschlossenen Räumen. - und weil man den Zuschauer scheinbar für einen Idioten hält, wird im Filmverlauf DREIMAL (!!) erklärt, dass der Tom Angst vor geschlossenen Räumen hat, weil er als Kind in den Brunnen gefallen ist. Gnade! Ebenfalls idiotisch fand ich, wie man ganz selbstgefällig die Rückblenden im Film platziert hat an zweckdienlichen Stellen. Es ist einfach zum totlachen, wie platt übererklärt hier alles wird: Egal ob das Wesen der Figuren, die Thrillerhandlung oder die Hintergrundthematik des Heiligen Grals - alles wird mehrfach gezeigt und in aufdringlich plakativem Geseier erklärt, bis es auch der Dritte von links in der vorletzten Reihe verstanden hat.

Tom Hanks ist anwesend. Das wäre dann aber auch schon alles, was man dazu sagen kann. Was für eine gelangweilte, blasse und dröge Performance. Der Mann leistet nichts in diesem Film; fast scheint es, er habe keine Lust. Wie lange will er noch von seinen alten Erfolgen zerren? Wie lange glaubt er noch, der Kinozuschauer werde ihn nur des Markenzeichens “Tom Hanks” wegen gut finden? Wie lange will er seine gute Reputation noch zu Tode reiten? Mann, fang wieder an zu schauspielern wie du es früher getan hast!! So ein uninspiriertes Schlafwandeln durch einen zweieinhalb stündigen Film will ich nicht sehen. Ihm zur Seite steht Audrey Tautou, die sich für ihre “Leistung” hier den Steven Seagal-Förderpreis für die eingefrorenste Mimik verdient hat. Selten so eine uncharismatische Performance gesehen. Dabei kann die Frau es ja eigentlich besser. Aber hier will einfach kein Funke überspringen. Ja, die Frau ist hübsch und hat amoksüße Rehaugen. Das reicht aber nicht, Schätzchen! Tom Hanks und Audrey Tautou... Was ein stocksteifes Duo! Da gibt es *keine* Chemie zwischen den Beiden. Dementsprechend langweilig ist es auch, ihnen bei ihrer imbezilen zweieinhalb stündigen Schnitzeljagd zuzusehen. Ebenfalls mit von der Partie ist Alfred Molina in der Rolle des Kardinals, der in seiner Kutte und seiner fetten Wampe durch den Film läuft und dabei ausschaut als würde er schon mal im Kopf ausreichen, wie oft und wie gut er von seiner Filmgage nachher fressen gehen kann. Doch nicht alle Mimen haben enttäuscht: Ian McKellen spielt sehr gut, Paul Bettany spielt akzeptabel.

Das wahre Übel ist aber Ron Howards Unvermögen, seine Geschichte ordentlich zu inszenieren und in ansehnliche Kinobilder zu packen. Uninspiriert und uninspirierend. Ja, teuer war es, aufwändig auch, optisch wurde auf die Kacke gehauen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass THE DA VINCI CODE filmisch und erzählerisch wenig zu bieten hat. Vor allem hat Ron Howard kein Gespür für Atmosphäre, keinen Sinn für Spannungen und Konflikte zwischen den Figuren, keine Vision in Puncto packende Bilddramaturgie. Nichts. Stocksteif wird die (für den Film viel zu umfangreiche) Handlung lieblos *runtergespult*: anstatt viel sagenden Bildkompositionen gibt es 0815-Kamerafahrten (Hauptsache schnell und oft, weil das Mainstream-Publikum solche Unsubtilitäten liebt), anstatt spannender Story und prickelnden menschlichen Konflikten gibt es langweiliges Geschwätz und völlig groteske Fluchtszenen. Nein, mit seiner glattgewichsten, teuren, aber völlig langweiligen Optik sowie seiner hastig und oberflächlich untergespulten Handlung wirkt THE DA VINCI CODE irgendwie äh automatisiert, seelenlos, kalt.
Ron Howards grenzdebile 2/1/2-Stunden-Schnitzeljagd hat den Charme einer Kaffeefahrt nach Castrop-Rauxel. Nur in zwei Szenen wird filmisch etwas geboten: Einmal die Großaufnahme von Tautous Augen im Rückspiegel des Autos (Mona Lisa-Analogie) sowie im späteren Filmverlauf die Überlappung von zwei Zeitebenen (was aber zu aufdringlich und effekthascherisch aufgezogen war, ohne wirklich einen Zweck zu erfüllen).
Aber bitte nicht falsch verstehen: Ron Howard ist kein schlechter Filmschaffender. Nein, das nun wirklich nicht. Das Problem bei ihm ist nur folgendes: Er ist ein guter Handwerker, aber kein Künstler.

Mal ehrlich, hätte ich nicht in jeder Szene entzückt in Audrey Tautous Rehaugen geguckt, hätte ich das Kino nach den ersten 30 Minuten verlassen. In diesem Film ist doch ALLES Grütze und uninteressant: die Story ist Rotz, die Attitüde der Filmemacher prätentiös, die Inszenierung und Bilddramaturgie zum Haare ausreissen und die Darsteller schlecht. Da stimmt doch vorne und hinten nichts in diesem Film. Wundert mich nicht, dass die internationale Presse den Schrott total verrissen hat.


SLITHER

Von Anfang an überzeugte mich die wahnsinnig tolle Atmosphäre. Bereits die ersten Shots der Hinterwäldler-Kleinstadt mit ihren Redneck-Einwohenern haben es mir angetan. Der Film besitzt zudem so ein wunderbar nostalgisch Ambiente - besonders deutlich wird das im Score. Und SLITHER ist vollgepackt mit Anspielungen und Hommagen an die Horror- und Zombie-B-Movies der 50er bis 80er Jahre. Für filmhistorisch interessierte Menschen also eine wahre Fundgrube!

Die Handlung ist trivial und nicht der Beschreibung wert. Aaaber: Der Film hat einen starken Subtext und zeigt unter dem Deckmäntelchen einer trashigen "alle werden infiziert und sind nun besessenen"-Geschichte gekonnt ein Spiegelbild der Gesellschaft und erzählt vom Trugschluss der Menschen, über alles erhaben und allem überlegen zu sein. Dabei geht der Film sehr intelligent. Besonders gelungen sind die rein visuellen Gags und subtilen sexuellen Anspielungen, mit denen SLITHER gegen Prüderie und Bigotterie in den amerikanischen Kleinstädten wettert.

Der Film ist sehr schön inszeniert: Spannend, ansehnlich, krass, hoher Gore-Faktor. Aber auch gelungener Humor kommt nicht zu kurz. Ja, SLITHER ist selbstironisch. Es ist die beste, cleverste, packendste Horrorfilm-Parodie, die ich in letzter Zeit gesehen habe.