scarlett_fan123 Filmtagebuch

Ich werde hier Tagebuch führen über die von mir gesehenen Filme. Die Einträge werden frei nach Schnauze erfolgen: mal lapidar und kurz, mal emotional und ausführlich. scarlett_fan123 lautet mein Pseudonym, weil ich halt Fan von Scarlett Johansson bin, der bedeutendsten Künstlerin unserer Zeit. Viel Spaß

Saturday, July 15, 2006

Poseidon



Es beginnt mit einem minutenlangen “Kamera”flug um und durch das Schiff; ein Kameraflug, der komplett aus dem Rechner stammt und auch dementsprechend aussieht. Und weil der Film so viel CGI auffährt, ist das komplette Bild in vielen Szenen auffällig unscharf gehalten (wahrscheinlich um die Übergänge von realen zu unrealen Bildelementen zu kaschieren).
Was nun folgt, ist das Katastrophenfilm-typische Geplänkel vor der eigentlichen Katastrophe: In parallel laufenden Mini-Handlungssträngen werden uns die Hauptprotagonisten vorgestellt. Dabei geht der Film sehr holzschnittartig vor und gewährt jeder Figur genau eine Charaktereigenschaft: Da ist der toughe Draufgänger, hier die hilfsbedürftige 30-jährige Mama mit kleinem Sohn, dort das junge verlobte Pärchen, da der überfürsorgliche Vater und Ex-Bürgermeister von NY, drüben der einsame Opa mit Selbstmordgedanken, etc. Nach nur 15 Minuten sind alle wichtigen Kreuzfahrt-Passagiere vorgestellt; Zeit also, dass eine fette Welle das Schiff rammt und kopfüber schmeißt.
Panik, Gekreische, blabla.

Eine Gruppe Mutiger (bestehend aus nur den Passagieren, die vorher kurz vorgestellt wurden) machen sich auf, um einen Ausweg aus dem kopfüber im Meer treibenden Schiff zu finden. Also klettern sie rauf durch Luftschächte, durch Aufzugsschächte, durch Atrien, etc.
Natürlich werden unterwegs einige von ihnen sterben. Andere werden - wie in solchen Filmen üblich - ihr Leben freiwillig opfern, um das Überleben der Gruppe zu gewährleisten. Mit (Helden)Pathos wird wahrlich nicht gegeizt. Sätze wie “I need you to tell me you love me” vor der geplanten Heldentat klingen so, als sei Rosamunde Pilcher mal kurz über’s Drehbuch gegangen. Entsetzlich!

Punkten kann Petersons FIlm aber mit seinem klaustrophobischen Ambiente. Durch engste Schächte und Durchlässe müssen sich die Protagonisten kämpfen, während das Wasser ihnen im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Halse steht. In anderen Szenen müssen sie durch völlig überflutete Räume tauchen, ohne zu wissen, ob ihre Atemluft ausreicht und wo sie wieder auftauchen werden. Diese Szenen der Beengung sind recht gelungen. Ebenfalls ansehnlich sind einige Effektszenen, wie z.B. der unter dem Wasserdruck implodierende Saal (wurde nicht aus dem Rechner gekotzt, sondern im Studio gedreht).

Gottseidank ist der Film nach 90 Minuten vorbei. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte Wolfgang Peterson sein dümmliches Geschichtchen künstlich in die Länge gezogen. Aber so wirkt das Ganze noch kurz und schmerzlos (ganz so, als wüsste der Film, dass er nichts zu erzählen hat, weshalb er nach dem Aufzeigen von ein paar CGI-Orgien (und darum geht es ihm wohl ausschließlich) zügig zum Ende kommt).

Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass POSEIDON leicht dümmlich, völlig nichts sagend/banal ist sowie vielen Elemente seiner Story gänzlich standardisiert/abgedroschen sind. Die kompakte Laufzeit von nur 90 Minuten, die ein oder andere ordentliche Effektszene sowie das stellenweise auftretende klaustrophobische Ambiente retten diesen mittelprächtig inszenierten Film und verleihen ihm immerhin so viel Unterhaltungswert, dass man nicht völlig gelangweilt das Kino verlässt. Achselzuckend, aber einigermaßen passabel unterhalten, geht man nach dem Kinobesuch nach Hause und fängt bereits an, das Gesehene zu vergessen.