scarlett_fan123 Filmtagebuch

Ich werde hier Tagebuch führen über die von mir gesehenen Filme. Die Einträge werden frei nach Schnauze erfolgen: mal lapidar und kurz, mal emotional und ausführlich. scarlett_fan123 lautet mein Pseudonym, weil ich halt Fan von Scarlett Johansson bin, der bedeutendsten Künstlerin unserer Zeit. Viel Spaß

Saturday, July 15, 2006

Poseidon



Es beginnt mit einem minutenlangen “Kamera”flug um und durch das Schiff; ein Kameraflug, der komplett aus dem Rechner stammt und auch dementsprechend aussieht. Und weil der Film so viel CGI auffährt, ist das komplette Bild in vielen Szenen auffällig unscharf gehalten (wahrscheinlich um die Übergänge von realen zu unrealen Bildelementen zu kaschieren).
Was nun folgt, ist das Katastrophenfilm-typische Geplänkel vor der eigentlichen Katastrophe: In parallel laufenden Mini-Handlungssträngen werden uns die Hauptprotagonisten vorgestellt. Dabei geht der Film sehr holzschnittartig vor und gewährt jeder Figur genau eine Charaktereigenschaft: Da ist der toughe Draufgänger, hier die hilfsbedürftige 30-jährige Mama mit kleinem Sohn, dort das junge verlobte Pärchen, da der überfürsorgliche Vater und Ex-Bürgermeister von NY, drüben der einsame Opa mit Selbstmordgedanken, etc. Nach nur 15 Minuten sind alle wichtigen Kreuzfahrt-Passagiere vorgestellt; Zeit also, dass eine fette Welle das Schiff rammt und kopfüber schmeißt.
Panik, Gekreische, blabla.

Eine Gruppe Mutiger (bestehend aus nur den Passagieren, die vorher kurz vorgestellt wurden) machen sich auf, um einen Ausweg aus dem kopfüber im Meer treibenden Schiff zu finden. Also klettern sie rauf durch Luftschächte, durch Aufzugsschächte, durch Atrien, etc.
Natürlich werden unterwegs einige von ihnen sterben. Andere werden - wie in solchen Filmen üblich - ihr Leben freiwillig opfern, um das Überleben der Gruppe zu gewährleisten. Mit (Helden)Pathos wird wahrlich nicht gegeizt. Sätze wie “I need you to tell me you love me” vor der geplanten Heldentat klingen so, als sei Rosamunde Pilcher mal kurz über’s Drehbuch gegangen. Entsetzlich!

Punkten kann Petersons FIlm aber mit seinem klaustrophobischen Ambiente. Durch engste Schächte und Durchlässe müssen sich die Protagonisten kämpfen, während das Wasser ihnen im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Halse steht. In anderen Szenen müssen sie durch völlig überflutete Räume tauchen, ohne zu wissen, ob ihre Atemluft ausreicht und wo sie wieder auftauchen werden. Diese Szenen der Beengung sind recht gelungen. Ebenfalls ansehnlich sind einige Effektszenen, wie z.B. der unter dem Wasserdruck implodierende Saal (wurde nicht aus dem Rechner gekotzt, sondern im Studio gedreht).

Gottseidank ist der Film nach 90 Minuten vorbei. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte Wolfgang Peterson sein dümmliches Geschichtchen künstlich in die Länge gezogen. Aber so wirkt das Ganze noch kurz und schmerzlos (ganz so, als wüsste der Film, dass er nichts zu erzählen hat, weshalb er nach dem Aufzeigen von ein paar CGI-Orgien (und darum geht es ihm wohl ausschließlich) zügig zum Ende kommt).

Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass POSEIDON leicht dümmlich, völlig nichts sagend/banal ist sowie vielen Elemente seiner Story gänzlich standardisiert/abgedroschen sind. Die kompakte Laufzeit von nur 90 Minuten, die ein oder andere ordentliche Effektszene sowie das stellenweise auftretende klaustrophobische Ambiente retten diesen mittelprächtig inszenierten Film und verleihen ihm immerhin so viel Unterhaltungswert, dass man nicht völlig gelangweilt das Kino verlässt. Achselzuckend, aber einigermaßen passabel unterhalten, geht man nach dem Kinobesuch nach Hause und fängt bereits an, das Gesehene zu vergessen.

Saturday, July 08, 2006

"The Lake House"

Den asiatischen Film, auf dem THE LAKE HOUSE basiert, kenne ich nicht. Er heißt ja aber IL MARE, und an diesen Titel gibt es in THE LAKE HOUSE eine kleine Hommage, welche darin besteht, dass Sandra Bullocks Rolle in einer Szene in einem Restaurant namens `Il Mare`speist. Aber das nur als Hinweis am Rande.

Es geht in diesem Film um den Architekten Alex (Keanu Reeves), Sohn eines berühmten Star-Achitekten aus Chicago, zu dem er ein schwieriges Verhältnis hat - unter anderem deshalb, weil er nie aus dessen Schatten treten kann. Also setzt sich Alex in die Provinz ab und baut dort als Architekt Billigabsteigen für Touristen. Er kauft sich ein Haus an einem See. Ironischer weise hat dieses Haus vor Jahren sein Vater gebaut.

Die zweite Hauptperson in diesem Film ist Kate (Sandra Bullock), eine Krankenhaus-Ärztin aus Chicago. Sie ist eine überarbeitet, einsame und recht verunsicherte Frau, die nach Erfüllung im Leben sucht. Mit ihrem Ex-Freund ist sie mal zusammen, mal von ihm getrennt, und sie sucht noch ihren Platz. Früher, bevor sie nach Chicago zog, hat Kate in jedem Haus am See gewohnt, in dem Alex am Filmanfang residiert.

Eines Tages findet Alex in seinem Briefkasten einen Brief von Kate, der sinngemäß aussagt, der Nachmieter möge ihre Post bitte nach Chicago nachsenden. Der Brief datiert auf das Jahr 2006, dabei ist es erst 2004. Die Beiden treten in regen Briefkontakt, und mit der Zeit stellt sich heraus, dass die Beiden wirklich zwei Jahre auseinander leben. Der Briefkasten vor dem Haus am See fungiert als Zeitmaschine, welche ihre Briefe auf den Tag genau um zwei Jahre in der Zeit verschiebt. Warum das so ist wird nie geklärt. Es ist auch nicht wichtig, denn es geht nur um den Fakt, dass dem so ist und die Beiden kommunizieren können.

Durch ihren regen Briefkontakt verlieben sich Alex und Kate. Persönlich treffen können sie sich aber nur, wenn sie irgend einen Termin in der Zukunft ausmachen. Da sie aber nonstop miteinander in Kontakt stehen, können sie sich sogar Sachen zukommen lassen (z.B. pflanzt Alex im Jahre 2004 einen Baum in Chicago, den Kate in 2006 entdeckt, oder er schreibt ihr ein Graffiti an irgendeine Hauswand, etc.).

Das Ganze ist furchtbar niedlich aufgezogen. In einer Szene trifft Alex im Jahre 2004 sogar die um zwei Jahre jüngere Kate, kann ihr aber nicht sagen wer er ist (denn sie kennt ihn im Jahre 2004 ja noch nicht von den Briefen). Und am Abend schreibt er dann der zwei Jahre älteren Kate, dass er sie heute vor zwei Jahren getroffen hat. Letztendlich beschließen die Beiden natürlich, sich in der Zukunft - also nach 2004 und 2006 - zu treffen. Das ist jedoch problematisch, denn viele Hindernisse liegen im Weg, die ausgeräumt werden müssen...

Großartig geworben wurde im Vorfeld, dass Pulitzer Prize Gewinner David Auburn das Drehbuch verfasst hat. Eine Meisterleistung hat der Mann nicht unbedingt vollbracht. Er tritt allerdings in kein Fettnäpfchen und hat durch und durch ordentliche Dialoge abgeliefert. Es gibt sogar einige herausragende Momente in THE LAKE HOUSE. Erstmal Keanu Reeves’ Dialog mit seinem Bruder auf der Terrasse des Hauses (schön tiefgreifende Worte), ein Dialog zwischen Alex und Kate (in dem sie ihre Situation mit der Lage der Protagonisten eines Jane Austin-Romans vergleichen) sowie die Sterbebett-Szene von Alex’ Vater (in der viel von sich preisgibt). An diesen Stellen merkt man deutlich, dass ein guter Theaterautor für das Drehbuch verantwortlich zeichnete.

In einem Anflug von exorbitanter Selbstüberschätzung haben einige Redneck-Kritiker aus USA dem Film Logikschwächen sowie Storylöcher attestiert. Dies ist nicht korrekt. Zwar hat die Handlung eine groteske Prämisse (zwei Zeitebenen, magischer Briefkasten), aber es ist ja auch ein Märchen. Und dieser Phantasie-Film kreiert seine eigene Welt und folgt darin seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten. Somit ist er unrealistisch, aber nicht unlogisch. Weder gibt es Logikschwächen noch Storylöcher. Die Handlung ist zusammenhängend und in sich schlüssig. Allerdings wird vieles nur subtil am Rande erklärt (teilweise nicht mal mit Worten, sondern in Bildersprache), weshalb manche Schreiberlinge dem Film vielleicht nicht richtig folgen konnten.

Die Handlung ist komplex. Es geht nicht nur um die “Fernbeziehung” zwischen Alex und Kate. Es geht auch um die Probleme jedes einzelnen: Alex angespanntes Verhältnis zu seinem Vater, etc. Es wird also ein umfassendes Bild der Beiden gezeichnet - ihre Probleme, ihre Selbstzweifel, etc. THE LAKE HOUSE erzählt seine stimmige Geschichte auf sehr gefühlvolle Weise. Die Beziehung zwischen Kate und Alex ist wirklich sehr süß dargestellt. Selbst die hirnrissige Prämisse der zwei Zeitebenen nimmt man gerne in Kauf, weil der Film zu keiner Zeit albern ist, sondern einen mystisch-poetischen Flow besitzt, in dem selbst ein magischer Briefkasten noch als real durchgeht.

Die Inszenierung ist phantastisch. Der talentierte argentinische Regisseur Alejandro Agresti hat diese “etwas andere Romanze” sehr liebevoll inszeniert. Der Film enthält viele zauberhafte Szenen, dass es einfach schön ist, da zuzusehen. Schwer in Worte zu fassen, aber sehr charmant das alles.

Überrascht wurde ich von Keanu Reeves. Mister “Ich kann nur einen Gesichtsausdruck” hat mir tatsächlich gefallen. Das war das erste Mal, dass ich Keanu Reeves gerne gesehen habe in einem Film. Was Sandra Bullock angeht: Austauschbar. Sie spielt aber recht ordentlich und fügt sich unscheinbar in ihre Rolle ein, also geht das in Ordnung.

Das wirklich Herausragende an THE LAKE HOUSE ist seine exquisite Bilddramaturgie. Alejandro Agresti und sein Kameramann Avar Kivilo verstehen es, umwerfende Kinobilder zu schaffen. Während viele Mainstram-Regisseure scheinbar kein Gefühl für die Größe von Kinoleinwänden haben und in Filmen wie “Inside Man” und “Mission Impossible 3” unsinnigerweise riesengroße Close-Ups auf 19x9m Leinwänden bringen (schwachsinnig!), macht es THE LAKE HOUSE ganz anders:
Wohlkomponierte Kinobilder, in denen Menschen nicht das Zentrum dominieren, sondern sich fein in ihre Umwelt einfügen; phantastisch durchdachte Aufnahmen - von Agresti und Kivoli wohl durchdacht und sinnvoll ausgefüllt. Und so erlebt man in THE LAKE HOUSE einige der besten Kinobilder des Jahres - keine spektakulären Bilder, aber künstlerisch wertvolle. Ein wahrer Genuss.

Insgesamt gesehen ist THE LAKE HOUSE ein sehr sympathischer, sehr charmanter, sehr süßer und vor allem meisterlich photographierter Film. Wer was anderes sagt, hat nicht genau hingesehen. Die Story ist auch OK (wenn auch nicht meisterlich, oder so). Jedoch muss man sich schon auf die leicht hirnrissige Prämisse der zwei Zeitebenen und des magischen Briefkastens einlassen. Ansonsten kann der Film nicht funktionieren. ;-)

"Wie Im Himmel", "Malen Oder Lieben" und "Hard Candy"

WIe Im Himmel

Ein Film aus Schweden, von Kay Pollack, um genau zu sein. Es geht um den Star-Dirigenten Daniel Dareus, der auf einer stressigen Tournee einen Herzinfarkt erleidet und daraufhin beschließt, sich eine Auszeit zu gönnen und ein Häuschen in dem kleinen, abgeschiedenen schwedischen Dörfchen zu kaufen, welches er seit seiner Kindheit nicht mehr besucht hat. Hinter der sauberen Fassade des kleinen Städtchens trieft es nur so vor Bigotterie und allerhand gravierenden zwischenmenschlichen Konflikten. Ex-Star-Dirigent Daniel Dareus nimmt eine Stelle als Kantor in der dörflichen Kirche an. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, mit dem örtlichen Kirchenchor (u.a. bestehend aus Hausfrauen, Rentnern und einem Debilen) zu üben. Er schließt die Dörfler ins Herz und die Dörfler ihn. Im Filmverlauf treten immer mehr Probleme der einzelnen Dorfbewohner/Chormitglieder zum Vorschein, und die idyllische Dorf-Fassade wird immer weiter demontiert: Der Dorfpriester leidet unter einen krankhaften Doppelmoral, ein weibliches Chormitglied wird von ihrem Mann misshandelt und das ganze Dorf schaut wortlos zu, eine andere Frau ist schwer verunsichert und stürzt sich von einer Affäre in die nächste, die Konservativen wettern gegen Daniel und seine unorthodoxen Methoden den Chor zu führen, etc.

Es ist ganz interessant, diesen Film aus der Perspektive des schüchternen Protagonisten Daniel zu sehen und mit ihm zusammen im Verlauf der Handlung immer tiefer hinter die Fassaden des Dorfes zu blicken und die einzelnen Bewohner Stück für Stück näher kennen zu lernen. Die Story wird sehr ökonomisch und pointiert, dennoch emotional stark erzählt, was allerdings manchmal den Eindruck einer Nummernrevue erweckt; sehr auffällig: der Reihe nach muss jede der Figuren im Filmverlauf einmal weinen und von ihren Buhbuhs erzählen. Und WIE IM HIMMEL legt stellenweise eine alberne Naivität an den Tag: JEDES Problem kann man schwuppdiwupp durch die bloße spirituelle Kraft der Musik lösen - zack, so schnell kann‘s gehen. Ebenfalls der religiöse Subtext und die christliche Symbolik in diesem Werk sind schwer verdaulich.

Dennoch: Der Film hat zweifellos seine starken, kraftvollen Momente und erzählt geschickt von bewegenden Einzelschicksalen. Die Darsteller dieses Ensemblefilms sind zudem bis in die kleinste Nebenrolle exzellent (besonders Frida Hallgren als Lena und Michael Nyqvist als Daniel, sowie natürlich ganz besonders Helen Sjöholm als Gabrielle). Insgesamt also ein gut erzählter Film mit interessanter Handlung und clever ausgeschriebenen Figuren. Besonders hervorzuheben ist die Schlussszene, in der der ewig suchende und sich deplatziert fühlende Daniel endlich Frieden mit sich und der Welt schließt.

Filmisch wird hier allerhand geboten. Besonders die Eröffnung, wo innerhalb von wenigen Einstellungen der Weg des Daniel vom kleinen Außenseiter-Kind zum verunsicherten Star-Dirigenten kompakt und schlüssig bebildert wird, ist meisterlich. Auch ansonsten versteht es Kay Pollak, eine superbe Bildersprache zu kommunizieren.
Summa Summarum ein empfehlenswerter Film - auch wenn manchmal etwas dick aufgetragen wird und die filmische Botschaft recht naiv ausfällt.


Malen Oder Lieben

Alberner Titel, aber ein sehr sehenswerter Film der französischen Gebrüder Larrieu. Im Mittelpunkt der Handlung steht das in die Jahre gekommene Ehepaar William und Madeleine. William ist Frührentner und weiß mit seiner Zeit nichts anzufangen. Die Tochter ist längst ausgezogen, den Beruf hat er an den Nagel gehängt... Das Ehepaar kauft sich ein rustikales Haus oben in den Pyrenäen (oder waren es die französischen Alpen - who knows), in dem es dank Gartenarbeit und anderer Aktivitäten etwas Ablenkung vom Nichtstun gibt. Die Eheleute befreunden sich mit dem Ehepaar Adam und Eve, die ebenfalls ein Häuschen oben in den Bergen haben. Adam ist blind, vermag es aber, anderen Leuten die Augen zu öffnen. Bald kommt es zu sexuellen Spannungen zwischen den beiden Ehepaaren und letztendlich zum Partnertausch in einer heißen Nacht. Am nächsten Morgen sind William und Madeleine geschockt über das eigene Verhalten und ihre Kleinbürgermoral bricht über ihnen zusammen. Sie beschließen, Adam und Eve nie wieder zu sehen. Aber aus dem Vorsatz wird nichts. Sie können es ohne das befreundete Ehepaar nicht lange aushalten, und so kommt es zum Wiedersehen. William und Madeleine sind von den Beiden so besessen, dass sie sogar gemeinsam mit ihnen auf eine kolonial-französische Pazifik-Insel ziehen wollen (weiß nicht mehr, welche).

Sehr feinfühlig erzählt MALEN ODER LIEBEN eine Geschichte des Neuanfangs im Alter, der Selbstfindung/Selbstverwirklichung, des Findens von neuen Lebensinhalten und dem Ausbruch aus typischen Verhaltensmustern. So trivial die Handlung sich auch anhören mag - der Film ist nahezu makellos. Es geht nicht so sehr darum, was hier erzählt wird, sondern darum *wie* es erzählt wird. Und der Film erzählt sehr subtil, widmet sich liebevoll seinen Charakteren, hat ein feines Gespür für Atmosphäre, versteht sich auf ausdrucksstarken Kinobildern und hat einen Sinn für ordentliche Dialoge.

Besonders hervorzuheben ist sicherlich die Szene, in der in der schwarzen Nacht im unbeleuchteten Gebirge die Kinoleinwand mehrere Minuten schwarz bleibt und man nur die Protagonisten über Stock und Stein stolpern hört. Sehr schön, wie der Zuschauer die Blindheit der Figuren zu spüren bekommt.

Die Darsteller sind allesamt toll und tragen viel zum Gelingen des Films bei. Ebenso die phantastisch komponierten, oftmals in Natural Light gehaltenen Bilder. Die Gebrüder Larrieu haben eine erfrischende Art, Filme zu inszenieren: Distanziert, aber nicht zu verkopft; magisch, aber nicht zu emotional; locker leicht, aber nicht zu platt. Auf jeden Fall sehr französisch alles.

Diese toll bebilderte Charakterstudie ist zweifelsohne der beste Film, den ich in den letzten Wochen im Kino gesehen habe. Das Problem ist nur: Es fällt schwer, ihn in Worten zu beschreiben. Man muss den Film schon selbst erlebt haben, um zu verstehen. Und ich mag diese meine Zeilen zum Film nicht sonderlich, aber egal.


Hard Candy
Nicht überall wo Kunstfilm draufsteht, ist auch Kunstfilm drin! Eine 14-jährige verabredet sich im Online Chat mit einem Pädophilen. Sie trefen sich in einem Cafe. Sie verführt ihn. Sie gehen zu ihm nach Hause. Sie betäubt ihn, fesselt ihn an einen Stuhl. Und als er wieder aufwacht, offenbart sie ihm, dass sie nicht die lüsterne Lolita ist, für die er sie gehalten hat, sondern dass sie ein Racheengel ist. Sie weiß, sagt sie ihm, was er für schlimme Sachen mit minderjährigen Mädchen gemacht hat. Er werde nun dafür büßen.
Es folgt ein 90-minütiges psychologisches Duell zwischen den Beiden, in deren Verlauf er von ihr immer stärker dominiert wird. Irgendwann kastriert sie ihn auch noch, beraubt ihn seiner Männlichkeit, setzt ihn Psychoterror aus, outet ihn vor der Welt und treibt ihn letztendlich in den Tod.

Es spricht ja nichts dagegen, solch sensiblen Themen in einem Film zu verarbeitet, aber doch nicht so wie hier zum Selbstzweck, als Publikumsschocker in einer drittklassigen Thriller-Geschichte eines möchtegern-kontroversen Films.
Also bitte, solch brisante Themen wie Pädophilie und Selbstjustiz werden hier auf so alberne und groteske Weise behandelt, dass ich mich noch nicht einmal darüber aufregen kann oder moralische Bedenken verspüre. Gäääähn! (dabei rege ich mich ansonsten immer über Rachefilme auf ("Punisher", "Man on Fire" - aber nicht über HARD CANDY, denn dieser lächerliche, möchtegern-schockierende Schund ist doch nicht ernst zu nehmen). Es ist mir schon klar, was der Film erreichen will: Der Zuschauer soll selbst in einen Gewissenskonflikt gebracht werden
- auf der einen Seite haben wir eine verrückte, kriminelle Göre, die brutal Rache übt und dabei scheinbar auch noch große Lust empfindet
- auf der anderen Seite haben wir einen Pädophilen, der von dieser Göre halt brutalst dominiert wird.
Ein Film, der bewusst auf Identifikationsfiguren verzichtet, damit der Zuschauer nur schwer Partei ergreifen kann und sich anstatt dessen moralische Fragen stellt a la "Ist es korrekt einen Menschen so zu behandeln, auch wenn er Kinderschänder ist?" oder " Finde ich das Verhalten es Mädchens vielleicht toll und richtig?" oder "Empfinde ich womöglich Mitleid mit dem bösen Mann?", etc. Also will der FIlm schocken, den Zuschauer in eine moralische Zwickmühle werfen und in letzter Konsequenz Kontroversen lostreten. Das funktioniert aber nicht, da HARD CANDY einfach grottenschlecht ist, weil er filmisch und erzählerisch nunmal nicht viel zu bieten hat. So ein Film vermag es nicht, mich zu involvieren und irgendetwas in mir auszulösen oder mich zu irgendwelchen moralischen Diskussionen/Reflektionen zu animieren. Der Film ging mir dafür einfach zu sehr am Allerwertesten vorbei:?Erstmal ist das Ganze zu berechnend (möchtegern-schockierend, möchtegern-kontrovers) und ich fand es unsäglich plump, einfach zwei kriminelle und böse, aber total gegensätzliche Menschen aufeinander treffen zu lassen und sie das tun lassen was sie da tun - und sich einzubilden, so würde man irgendwelche Kontroversen loslösen oder den Zuschauer schocken - bitte: wie platt ist das denn? Erschwerend kommt hinzu, dass die Dialoge zwischen den Beiden furchtber unnatürlich sowie papieren klangen und zudem inhaltlich furchtbar banal und abgedroschen waren - ein eher maues psychologisches "Rededuell" der Beiden da. Kein Pfiff , keine Kreativität und keine Spannungen in den Worten, sondern das übliche psychologische BlaBla nach Schema F. Dann fand ich die beiden Figuren langweilig charakterisiert. Da hätte viel mehr rüberkommen müssen!!! Und die Story? Oh please, langweilig, künstlich in die Länge gezogen (wie er da geschlagene zwanzig Minuten auf dem Tisch liegt bevor sie ihn endlich kastriert) und voller Logikschwächen. Was die Optik angeht, fand ich sie richtig scheisse und monoton. Da packt der Regisseur oder Kameramann völlig Nichtssagendes in betont gekünstelte Shots. Prätentiös ist das, hat mit vernünftiger Bildersprache aber nichts zu tun.

Bei uns gab es Dauergelächter im Kino ob der unfreiwilligen Komik, Absurdität, Konstruiertheit und der auffällig wohlfeil geratenen Telekolleg-psychologischen Dialoge. Der Film ist so was von dämlich, irrelevant und zudem öde bebildert, dass es der Sau graust.??Besonders lächerlich finde ich, dass der Film sich keiner Geschmacklosigkeit zu schade ist, nur um das Publikum zu schocken und kontrovers diskutiert zu werden. Ja, der Film schmeißt mit heiklen Themen nur so um sich. Aber nicht, weil ihm diese Themen am Herzen liegen würden, sondern nur um Stunk zu machen. Der Film *will* schocken; er *will* ambivalent/kontrovers diskutiert werden.
Aber, oh bitte: Den Zuschauer schocken? Kontroversen loslösen? Wie denn - mit dieser unplausiblen und zweitklassig erzählten Heia Popeia-Geschichte mit ihren unzulänglich ausgeschriebenen Figuren und diesen unfreiwillig komischen Einlagen überall? Dass ich nicht lache!! Selten so einen beknackten Unsinn im Kino gesehen.Aber Ellen Page war sensationell, einfach sensationell! Ellen Page gehört die Zukunft!! Somit hat sich der Kinobesuch für mich also ein stückweit gelohnt. ;-) Bin schon auf MOUTH TO MOUTH gespannt; da soll Page ja noch besser sein als hier. Und die Toronto Sun Schreibt zu Recht: Ellen Page is going to be a superstar! Ja, die 19-jährige Ellen Page ist eine brillante Darstellerin. Merkt euch meine Worte: Sie wird ganz, ganz groß in der Filmwelt!!!

"The Da Vinci Code" und "Slither"

Habe mich in diesen Film reinschleppen lassen; von mir aus hätte ich ihn mir nicht angesehen. Dennoch habe ich versucht, ihm eine faire Chance zu geben und ihn nicht von Anfang an schlecht zu finden, nur weil Ron Howard Regie führt. Aber leider fand ich den Film einfach nur albern. Albern.

Albern nicht mal unbedingt deshalb, weil der Film mir erzählen will, dass ein tödlich angeschossener Kurator sich kriechend durch den Louvre schleppt und an verschiedenen Stellen codierte Botschaften hinterlässt. Albern auch nicht mal deshalb, weil ein Wissenschaftler des Mordes an diesem Kurator bezichtigt wird und sich deshalb auf die Flucht begibt, obgleich er zum Tatzeitpunkt einen Vortrag vor hunderten Menschen gehalten hat und somit ein wasserdichtes Alibi hat. Auch nicht der Umstand, dass der Bankdirektor unsinnigerweise die Polizei alarmiert und Hanks und Tautou in den Wald fährt, anstatt sie unauffällig im Safe Room seiner Bank mit Maßnahmen zu versehen - wäre doch viel einfacher, als sie erst in den Wald zu fahren, nicht wahr? Ebenfalls die Tatsache, dass man - für den Zuschauer absolut langweilig - in epischer Länge rumrätselt, wie man eine Schatulle mit Buchstabenschloss öffnen kann, anstatt das verdammte Ding einfach vorsichtig auseinander zu bauen. Oder die Frage, warum Ian McKellen so einen Aufwand betreibt (Butler, eigenen Tod vortäuschen, dann wieder aufzutauchen a la „Guck mal, ich bin doch nicht tot“, etc.) - seine Ziele hätte er auch auf einfacherem Weg erreichen können. In diesem Film passiert viel, was unsinnig ist und nur deshalb stattfindet, um dem Zuschauer eine komplexe Thrillerhandlung vorzugaukeln und ihm zig unsinnige Plottwists und Wendungen zu zeigen.Was sofort auffällt: Der Film ist viiiel zu lang und erzählt seine (im Kern simple) Geschichte in zu vielen uninteressanten Details und einfach mit zu viel Circumstance. Im Buch mag das ja alles spannend sein, aber ein Film sollte schon die Quintessenz aus der Geschichte ziehen und filmisch anständig umsetzen, anstatt so eine lächerliche „Malen nach Zahlen“-Erzählweise an den Tag zu legen. Aber gut, das alles fand ich noch nicht sooo albern.

Eher albern fand ich Sätze wie “Du bist Nachfahrin von Maria Magdalena” - selten so gelacht - vor allem weil der Unsinn im Film mit solch Ernsthaftigkeit aufgesagt wird, dass es der Sau graust. Noch alberner fand ich die ganze Konstruiertheit - zum Beispiel als Ian McKellen im Angesicht großer Gefahr völlig überraschend und aus dem Hut gezaubert folgenden Spruch aufsagen darf: “Zufällig steht mir ein Flugzeug zur Verfügung, mit dem wir fliehen können.” Muahaha. Ich “liebe” es, wenn ein Drehbuch sich ganz selbstgefällig vorher nicht eingeführte Dinge aus dem Hut zaubert, weil es der filmischen Handlung gerade dienlich ist. Noch alberner fand ich die ganze Storyline: Mein Gott, man muss sich nur mal auf der Zunge zergehen lassen, was dieser Film im Verlauf seiner Handlung im Detail zeigt, damit man vor Lachen zu Boden fällt. Es ist einfach grotesk und hanebüchen. Ja, ich weiß, es ist nur ein modernes Schatzfinder-Märchen, aber trotzdem...

Wirklich albern fand ich aber, dass der Film eine paranoide Kirchenverschwörungstheorie runterleiert, die man schon vor 5 Jahren in n-tv-Dokus bewundern durfte. Dabei nimmt der Film sich auch noch sooo ernst, bierernst, todernst, und erzählt seine paranoide Geschichte ohne auch nur den Hauch von Selbstironie oder Humor - ganz so, als würde er nicht eine Verschwörungstheorie, sondern der Weisheit letzen Schluss verkünden. Zu allem Überfluss besitzt dieser Film eine unsägliche Oberlehrermentalität und versucht, den Zuschauer zu *belehren*. Mit plakativem Geschwätz in epischer Länge wird der Zuschauer zugetextet mit Dingen, die er eh schon weiß. Bin ich blöd, dass mir alles zweimal im Detail erklärt werden muss??! Dabei ist die Story auch noch völlig unökonomisch erzählt: Erst nach neunzig Minuten wird erklärt, was der Heilige Gral ist. Ab und zu hält Ian McKellen einen Vortrag (bitte: Film soll in BILDERN erzählen, anstatt mit plakativem Geschwätz zu nerven), dann kommt wieder mal eine platt bebilderte historische Rückblende, die *nur* das zeigt, was der Geschichte gerade dienlich ist (ehrlich: diese mit plakativem Geseier aus dem Off unterlegten Rückblendeszenen grenzen ja schon an Deppenkino). Ein unmenschlich plump aufgezogener Film.

Apropos Zeit: Man merkt, wie Ron Howard und sein Drehbuchautor möglichst viel aus der Buchvorlage in den Film quetschen wollten. Warum um Himmels Willen? Die Funktion des Mediums Film ist es doch nicht, möglichst viel aus einer literarischen Vorlage möglichst originalgetreu umzusetzen, sondern die Quintessenz aus einer Buchvorlage zu ziehen und das Hauptthema filmisch ansprechend umzusetzen. Aber dieser Film hakt brav Handlungspunkte ab wie beim Malen nach Zahlen, anstatt mal einige unsinnige Plottwists und für einen Film (der seine Anliegen anders kommuniziert als ein Buch) völlig überflüssige Handlungspunkte zu streichen, mal was umzuschreiben, zu kompensieren, whatever. Dieses platte Abhaken der Handlung resultiert natürlich in einer Oberflächlichkeit der filmischen Handlung. Nirgendwo werden Akzente gesetzt, nichts wird vertieft, die Figuren werden nicht facettenreich dargestellt. Alles wird nur oberflächlich abgehandelt und überhastet wird von einem Handlungspunkt zum nächsten gerannt - zweieinhalb Stunden lang; ja, diese groteske filmische Schnitzeljagd ist albern, einfach albern. Und je mehr Handlungspunkte man in einen Film reinquetschen will, je gehetzter ein Film aufgezogen ist, desto alberner wird er freilich. Was da teilweise gezeigt und vor allem gesprochen wird, ist einfach unfreiwillig komisch. Mit erhobenem Zeigefinger wird eine Kirchenverschwörungstheorie aufgesagt, dann gibt es eine blödsinnige Fluchtszene, dann wird wieder oberflächliches Geschwätz aufgesagt, etc. - einfach grotesk. Dabei ist die Thrillerhandlung völliger Käse und die vom Film oberlehrerhaft, redundant erklärend und bierernst vermittelte Thematik des Heiligen Grals nicht anspruchsvolles Kino, sondern höchst prätentiöses Gewäsch.
Witzig fand ich auch die blödsinnigen Rückblenden: Klein Tom Hanks fällt in den Brunnen -> ach, deshalb hat er jetzt Angst vor geschlossenen Räumen. - und weil man den Zuschauer scheinbar für einen Idioten hält, wird im Filmverlauf DREIMAL (!!) erklärt, dass der Tom Angst vor geschlossenen Räumen hat, weil er als Kind in den Brunnen gefallen ist. Gnade! Ebenfalls idiotisch fand ich, wie man ganz selbstgefällig die Rückblenden im Film platziert hat an zweckdienlichen Stellen. Es ist einfach zum totlachen, wie platt übererklärt hier alles wird: Egal ob das Wesen der Figuren, die Thrillerhandlung oder die Hintergrundthematik des Heiligen Grals - alles wird mehrfach gezeigt und in aufdringlich plakativem Geseier erklärt, bis es auch der Dritte von links in der vorletzten Reihe verstanden hat.

Tom Hanks ist anwesend. Das wäre dann aber auch schon alles, was man dazu sagen kann. Was für eine gelangweilte, blasse und dröge Performance. Der Mann leistet nichts in diesem Film; fast scheint es, er habe keine Lust. Wie lange will er noch von seinen alten Erfolgen zerren? Wie lange glaubt er noch, der Kinozuschauer werde ihn nur des Markenzeichens “Tom Hanks” wegen gut finden? Wie lange will er seine gute Reputation noch zu Tode reiten? Mann, fang wieder an zu schauspielern wie du es früher getan hast!! So ein uninspiriertes Schlafwandeln durch einen zweieinhalb stündigen Film will ich nicht sehen. Ihm zur Seite steht Audrey Tautou, die sich für ihre “Leistung” hier den Steven Seagal-Förderpreis für die eingefrorenste Mimik verdient hat. Selten so eine uncharismatische Performance gesehen. Dabei kann die Frau es ja eigentlich besser. Aber hier will einfach kein Funke überspringen. Ja, die Frau ist hübsch und hat amoksüße Rehaugen. Das reicht aber nicht, Schätzchen! Tom Hanks und Audrey Tautou... Was ein stocksteifes Duo! Da gibt es *keine* Chemie zwischen den Beiden. Dementsprechend langweilig ist es auch, ihnen bei ihrer imbezilen zweieinhalb stündigen Schnitzeljagd zuzusehen. Ebenfalls mit von der Partie ist Alfred Molina in der Rolle des Kardinals, der in seiner Kutte und seiner fetten Wampe durch den Film läuft und dabei ausschaut als würde er schon mal im Kopf ausreichen, wie oft und wie gut er von seiner Filmgage nachher fressen gehen kann. Doch nicht alle Mimen haben enttäuscht: Ian McKellen spielt sehr gut, Paul Bettany spielt akzeptabel.

Das wahre Übel ist aber Ron Howards Unvermögen, seine Geschichte ordentlich zu inszenieren und in ansehnliche Kinobilder zu packen. Uninspiriert und uninspirierend. Ja, teuer war es, aufwändig auch, optisch wurde auf die Kacke gehauen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass THE DA VINCI CODE filmisch und erzählerisch wenig zu bieten hat. Vor allem hat Ron Howard kein Gespür für Atmosphäre, keinen Sinn für Spannungen und Konflikte zwischen den Figuren, keine Vision in Puncto packende Bilddramaturgie. Nichts. Stocksteif wird die (für den Film viel zu umfangreiche) Handlung lieblos *runtergespult*: anstatt viel sagenden Bildkompositionen gibt es 0815-Kamerafahrten (Hauptsache schnell und oft, weil das Mainstream-Publikum solche Unsubtilitäten liebt), anstatt spannender Story und prickelnden menschlichen Konflikten gibt es langweiliges Geschwätz und völlig groteske Fluchtszenen. Nein, mit seiner glattgewichsten, teuren, aber völlig langweiligen Optik sowie seiner hastig und oberflächlich untergespulten Handlung wirkt THE DA VINCI CODE irgendwie äh automatisiert, seelenlos, kalt.
Ron Howards grenzdebile 2/1/2-Stunden-Schnitzeljagd hat den Charme einer Kaffeefahrt nach Castrop-Rauxel. Nur in zwei Szenen wird filmisch etwas geboten: Einmal die Großaufnahme von Tautous Augen im Rückspiegel des Autos (Mona Lisa-Analogie) sowie im späteren Filmverlauf die Überlappung von zwei Zeitebenen (was aber zu aufdringlich und effekthascherisch aufgezogen war, ohne wirklich einen Zweck zu erfüllen).
Aber bitte nicht falsch verstehen: Ron Howard ist kein schlechter Filmschaffender. Nein, das nun wirklich nicht. Das Problem bei ihm ist nur folgendes: Er ist ein guter Handwerker, aber kein Künstler.

Mal ehrlich, hätte ich nicht in jeder Szene entzückt in Audrey Tautous Rehaugen geguckt, hätte ich das Kino nach den ersten 30 Minuten verlassen. In diesem Film ist doch ALLES Grütze und uninteressant: die Story ist Rotz, die Attitüde der Filmemacher prätentiös, die Inszenierung und Bilddramaturgie zum Haare ausreissen und die Darsteller schlecht. Da stimmt doch vorne und hinten nichts in diesem Film. Wundert mich nicht, dass die internationale Presse den Schrott total verrissen hat.


SLITHER

Von Anfang an überzeugte mich die wahnsinnig tolle Atmosphäre. Bereits die ersten Shots der Hinterwäldler-Kleinstadt mit ihren Redneck-Einwohenern haben es mir angetan. Der Film besitzt zudem so ein wunderbar nostalgisch Ambiente - besonders deutlich wird das im Score. Und SLITHER ist vollgepackt mit Anspielungen und Hommagen an die Horror- und Zombie-B-Movies der 50er bis 80er Jahre. Für filmhistorisch interessierte Menschen also eine wahre Fundgrube!

Die Handlung ist trivial und nicht der Beschreibung wert. Aaaber: Der Film hat einen starken Subtext und zeigt unter dem Deckmäntelchen einer trashigen "alle werden infiziert und sind nun besessenen"-Geschichte gekonnt ein Spiegelbild der Gesellschaft und erzählt vom Trugschluss der Menschen, über alles erhaben und allem überlegen zu sein. Dabei geht der Film sehr intelligent. Besonders gelungen sind die rein visuellen Gags und subtilen sexuellen Anspielungen, mit denen SLITHER gegen Prüderie und Bigotterie in den amerikanischen Kleinstädten wettert.

Der Film ist sehr schön inszeniert: Spannend, ansehnlich, krass, hoher Gore-Faktor. Aber auch gelungener Humor kommt nicht zu kurz. Ja, SLITHER ist selbstironisch. Es ist die beste, cleverste, packendste Horrorfilm-Parodie, die ich in letzter Zeit gesehen habe.